Vergessene Bielefelderinnen: Gertrud Bäumer (1873-1954, Frauenrechtlerin, Schriftstellerin, Politikerin.
Mit Bielefeld verbindet sie eigentlich nur ihr Grab auf dem Neuen Zionsfriedhof im Stadtteil Gadderbaum: Gertrud Bäumer, die am 12. September vor 148 Jahren geboren wurde. Nach einigen Monaten Krankenhausaufenthalt starb sie 1954 in den v. Bodelschwinghschen Anstalten mit 80 Jahren.
Steht man heute an ihrem verwahrlosten Grab mag man kaum glauben, dass hier eine der bedeutendsten Vertreterinnen der bürgerlichen Frauenbewegung beerdigt ist. Schon früh kam sie in den Kreis von Helene Lange, eine der wichtigsten Persönlichkeiten der Frauenbewegung des 19. Jahrhunderts. Sie arbeitete zusammen mit dem späteren Bundespräsidenten Theodor Heuss an dessen Zeitschrift „Die Hilfe“ und begründete mit Marie Baum das Sozialpädagogische Institut in Hamburg, das sie bis zu ihrer Berufung ins Reichsinnenministerium 1919 leitete.
In der Weimarer Nationalversammlung und später im Reichstag vertrat sie einen thüringischen Industriebezirk, über ihre Arbeitsgebiete, vor allem die Frauenbildung, referierte sie auch beim Völkerbund in Genf.
Gertrud Bäumer war außerdem eine namhafte historische und politische Schriftstellerin und gab von 1893 bis 1944 die Zeitschrift „Die Frau“ heraus. Unter den Nationalsozialisten musste sie ihr Amt als Ministerialrätin niederlegen. Das sie als erste Frau in dieser Position durch zwei Männer ersetzt werden musste, dürfte Gertrud Bäumer gefallen haben.
Weltanschaulich vertrat Gertrud Bäumer während der Nazizeit eine uneindeutige Haltung. Ein Verhalten, was ihr nach dem Krieg zum Vorwurf gemacht wurde.
Gertrud Bäumers verwahrlostes Grab auf dem Neuen Zionsfriedhof in Bielefeld-Gadderbaum im September 2021. Foto: Annette Meyer zu Bargholz